Lesung & Gespräch mit Rabea Edel „Porträt meiner Mutter mit Geistern“

Museumsquartier | Sammlung Felix Nussbaum
Sonntag, 7. September | 15:00 –16:30 Uhr
Gespräch + Lesung

Zwischen Schweigen und Erinnerung – Ein kunstvoll konstruiertes Porträt einer Familie – Jüdisches Kulturfestival

Bremerhaven, 1989. Im Mittelpunkt des Romans steht Raisa, die nach Jahren des rastlosen Umherziehens mit ihrer Mutter Martha in Bremerhaven sesshaft wird. Ihren Vater kennt sie nicht – nicht einmal seinen Namen –, denn Martha weigert sich beharrlich, über ihn zu sprechen. Der Nachbarsjunge Mats wird zur einzigen männlichen Bezugsperson in Raisas Kindheit. Als auch er plötzlich verschwindet, brechen alte Fragen auf, und eine vielschichtige Familiengeschichte entfaltet sich: Sie beginnt in der Weimarer Republik, führt durch Nationalsozialismus und Nachkriegszeit und reicht bis ins heutige New York – zu Jakob, Marthas Jugendfreund. Was als persönliche Spurensuche beginnt, entwickelt sich zu einem Generationenroman, der sich über fünf Jahrzehnte und Ländergrenzen hinweg spannt. Abwesenheit, Verlust und Schweigen prägen das Leben der Familie – unausgesprochene Geheimnisse wirken über Jahrzehnte hinweg fort.

Mit großer erzählerischer Präzision und feinem Gespür für Zwischentöne geht Rabea Edel der Frage nach, was Eltern ihren Kindern erzählen – und was für immer im Verborgenen bleibt. In lyrischen Momentaufnahmen zeichnet sie ein facettenreiches Bild von Erinnerung, Flucht und der Suche nach Zugehörigkeit. Sie erzählt von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen, vom lähmenden Schweigen der Nachkriegsgeneration – und von einer tragischen jüdischen Geschichte, die geprägt ist von Verfolgung und Exil.

Rabea Edel ist eine virtuose Erzählerin. Mit sprachlicher Klarheit, stilistischer Vielfalt und großer emotionaler Tiefe verdichtet sie Erinnerungen und Verluste zu eindringlichen literarischen Bildern – ihre Geschichten entfalten eine leise, aber nachhaltige Sogwirkung.

Rabea Edel, 1982 in Bremerhaven geboren, lebt an der Mosel und in Berlin. Sie war Preisträgerin des Open Mike und Stipendiatin der Jürgen-Ponto-Stiftung sowie der Akademie der Künste. Ihr Debütroman Das Wasser, in dem wir schlafen wurde u. a. mit dem Kunstpreis Literatur Berlin-Brandenburg und dem Nicolas-Born-Förderpreis ausgezeichnet. 2021 erschien ihr Kunstbuch A Second Beating Heart. Zudem stellt sie regelmäßig als Fotografin aus. Ihr Hörspiel Ihre Geister sehen (Deutschlandfunk Kultur), gesprochen von Sandra Hüller, erhielt den ARD-Hörspielpreis.

Weitere Infos unter https://www.juedisches-kulturfestival.de/

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